St. Georg

Die Dorfkirche St. Georg

St. Georg, im alten Dorfkern unmittelbar neben dem Alten Wirt gelegen, ist eines der ältesten und reizvollsten Gotteshäuser am Würmufer. Bereits 1315 wird es erstmals erwähnt. 1444 erfolgte die Weihe des neuen Chorraumes, die eigentliche Kirchweihe fand jedoch wohl bereits bedeutend früher statt.

Gegen die frühere Annahme, die Kirche St. Georg sei ein Bauwerk aus gotischer Zeit, sprechen die Feststellungen aus der Zeit der umfangreichen Renovierungsarbeiten in den Jahren 1969 bis 1972. Im Zuge der Renovierung wurde der baufällige Dachstuhl und damit auch die Decke der Kirche abgenommen. Hierbei wurden über dem gotischen Gewölbe des Presbyteriums romanische Fenster in der Südwand gefunden, die nur mit der Außenhaut der beiden Mauerschalen zugemauert waren. Das aufgefundene Format der Mauerziegel ist einwandfrei das in der romanischen Zeit übliche. Und die Buckelsteine im Format von ca. 30 x 50 cm, aus denen die Fundamente des eigentlichen Kirchenbaus gearbeitet sind, sind ein Hinweis, dass die Kirchenfundamente aus dem 9. Jahrhundert stammen können. Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass auf den Buckelsteinfundamenten früher ein anderer Kirchenbau stand. Kirchen mit dem Patrozinium St. Georg oder Laurentius kommen schon in der Zeit der Völkerwanderung vor, deren Höhepunkt im 4.bis 6. Jahrhundert war.

St. Georg und Alter Wirt

Dorfkirche St. Georg, Maibaum und Alter Wirt.
Bild: Ludwig Mößbauer, Archiv Frieder Vogelsgesang

In gotischer Zeit wurde der Altarraum gewölbt, mit Seccomalereien geschmückt, die Kirche nach Westen erweitert. Das kleine Vorhaus entstand in der Barockzeit. 1677-1679 wurde der damalige Turm abgerissen; es erfolgte der Neubau der heutigen charakteristischen Bekrönung durch den neuen kurfürstlichen Hofmaurermeister Giovanni Antonio Viscardi.

Zwar war St. Georg von 1921 bis 1924 Pfarrkirche, mit der Weihe der neuen Pfarrkirche Leiden Christi am 9. November 1924 durch Kardinal Faulhaber verfiel St. Georg dann jedoch in einen „Dornröschenschlaf“. Im Krieg erlitt die Kirche zahllose Dachschäden durch Flak-Splitter, die Fenster waren hochgradig zerstört, die Decke der Kirche zeigte sich alsbald als baufällig, die Kirche musste geschlossen werden.

Etwa um 1964 ergriff die Bürgervereinigung unter ihrem damaligen Vorsitzenden, dem Architekten Georg Eglinger, die Initiative zur Restaurierung der St. Georgs-Kirche und wurde hierin durch den örtlichen Bezirksausschuss und die Kirchenverwaltung unterstützt. Das Jahr 1965 erbrachte die erhoffte Wende: Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege schaltete sich ein. In einem Schreiben an Stadtpfarrer Alfons Pöhlein vom 23. August 1965 teilt es mit: „Durch verschiedene Stimmen aus der Bevölkerung wurden wir wiederholt auf den traurigen Zustand der St. Georgs-Kirche in Obermenzing aufmerksam gemacht.“ Und weiter: „Im Hinblick auf den Wert dieses Baudenkmals“ erklärt sich das Landesamt „grundsätzlich bereit, die Restaurierung des Kirchleins durch einen spürbaren staatlichen Zuschuss zu unterstützen.“

St, Georg 1969

Dorfkirche St. Georg vor der Renovierung und Abräumung
der alten Grabsteine, also vor 1969
Bild: Frieder Vogelsgesang (Archiv)

Es vergingen allerdings noch einige Jahre bis die Finanzierung letztlich gesichert war. Den Grundstock hierfür legten die Obermenzinger Bauern. Im Frühjahr 1967 fasste die Landwirtschaftliche Genossenschaft Obermenzing den einstimmigem Beschluss, ihr Grundstück an der Faistenlohestraße 43 mit 919 qm an die Kirchenstiftung Leiden Christi zu überschreiben, um zur Finanzierung der Renovierung beizutragen. Am 13. Mai 1968 wurde das Grundstück übereignet und noch am gleichen Tag weiter verkauft. Damit war das erste Geld vorhanden.

1969 konnte endlich mit den Bauarbeiten begonnen werden. Mit der Bauleitung wurde Architekt Siegfried Stäblein, Beiratsmitglied der Bürgervereinigung, beauftragt. Am 23. April 1972, am Georgstag, hielt nach etwa 2½ Jahren Bauzeit Regionalbischof Ernst Tewes den Er-öffnungsgottesdienst.

Bei den Restaurierungsarbeiten wurden u.a. Wandgemälde aus mehreren Epochen und ein barocker Bilderzyklus von Christus und den zwölf Aposteln in den Feldern der Emporenbrüstung freigelegt. Die Bürgervereinigung Obermenzing, von der die erste Anregung für die Restaurierung ausging, hat mit einer Spende in Höhe von 10.000 DM für die Kirchenfenster zum Erhalt dieses bedeutenden kulturellen Erbes beigetragen.

1984 entdeckte Bernhard Stürber, Organist der Pfarrei, im Keller und auf dem Dachboden der Pfarrkirche Leiden Christi alte und verstaubte Teile einer Orgel. Der Fund wurde fachmännisch untersucht, die Gutachter stellten fest, dass der Organist ein seltenes historisches Kleinorgelwerk aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wiederentdeckt hatte, das früher einmal in St. Georg stand.

Nach einer beispielhaften Spendensammlung, zu welcher die Bürgervereinigung ihre Mitglieder und zudem gemeinsam mit dem Pfarrer Klaus Günter Stahlschmidt und dem Bundestagsabgeordneten Dr. Kurt Faltlhauser alle Obermenzinger aufrief, konnte die Orgel in St. Georg wieder in Betrieb genommen werden. Rund 28.000 DM erbrachte der Spendenaufruf, die Bürgervereinigung legte aus eigenen Mitteln weitere 8.000 DM drauf und der Rest der Restaurierungskosten von insgesamt 70.000 DM stammt aus öffentlichen Zuschüssen.

Die renovierte Orgel

Die Orgel von St. Georg nach der Renovierung
Bild: Rudolf Dorn

Der bereits 1315 genannte kleine Friedhof durfte seit Eröffnung des neuen Obermenzinger Waldfriedhofs an der Bergsonstraße im Jahre 1913 nicht mehr genutzt werden. Schon im Jahr 1962 beabsichtigte die Bürgervereinigung eine Verschönerung des weitgehend heruntergekommenen alten  Friedhofs um St. Georg:  „eine einfache gärtnerische, würdige Anlage mit Marmortafeln an der Kirchenwand. Frl. Roth wird gebeten, Unterlagen dafür zu beschaffen, wer noch in diesem Friedhof ruht“ (Protokoll vom 12. April 1962).

Im Zuge der Kirchensanierung wurden dann 1970 sämtliche Grabmale abgeräumt. Den Rasen des einstigen Gottesackers schmücken seither einige neu angeschaffte und instand gesetzte, aus dem 18. Jahrhundert stammende, schmiedeeiserne Kreuze. Um die Namen der hier bestatteten Obermenzinger Familien jedoch nicht gänzlich in Vergessenheit geraten zu lassen, initiierten die Bürgervereinigung Obermenzing und der Bezirksausschuss Obermenzing 1989 die Anbringung einer Gedenktafel, die schließlich – gestaltet vom Obermenzinger Bildhauer Paul Scheungraber - nach langjähriger Vorbereitung am 31. Juli 1993 im Rahmen einer feierlichen Gedenkmesse angebracht werden konnte. Die Bürgervereinigung übernahm die Kosten von rund 6.300 DM.

Im selben Jahr stiftete die Bürgervereinigung einen Betrag von 9.200 DM zur Anschaffung einer neuen Glocke, die im November 1993 aufgehängt wurde. Es kann als gesichert angenommen werden, dass bereits 1740 zwei geweihte Glocken im Turm von St. Georg hingen. 1843 und 1854 wurde jeweils eine neue Glocke für St. Georg gegossen. Die ältere fiel 1917 einer Beschlagnahmung im Rahmen der „Metallmobilmachung“ für Kriegszwecke zum Opfer. Seit 1993 hat St. Georg also wieder zwei Glocken.

Über Geschichte und Ausstattung der Kirche hat Adolf Thurner im Jahr 1993 ein umfangreiches Buch mit zahlreichen Bildern veröffentlicht. Die Herausgabe wurde durch die Bürgervereinigung Obermenzing finanziell unterstützt. Siehe Publikationen.